Ganz ehrlich - wenn ich mit jedem unserer Patienten so umgesprungen wäre und das latent, dann wäre ich nicht knapp 20 Jahre in ein und derselben Praxis gewesen, noch dazu über Jahre als Erstkraft. Und wer in einer Arztpraxis gearbeitet hat, der weiß, was einem da manchmal für kuriose Personen begegnen. Wir mussten auch nebenbei noch telefonieren, Anweisungen der Chefin entgegen nehmen (an manchen Tagen von beiden Chefs), die Fragen der Kollegin aus dem Labor beantworten und gleichzeitig noch konzentriert ein Rezept ausstellen. Von unserer tollen Software mal abgesehen, die zwar billig war, aber zumeist nicht funktionierte (zumindest nicht dann, wenn es dringend nötig war). Und zig andere Menschen haben ebenfalls Jobs, die höchste Konzentration erfordern, weil u. U. Menschenleben davon abhängen. Auch bei uns standen Patienten an der Anmeldung, die man zig mal ansprechen musste, die aber gerade noch ihren Facebookstatus aktualisieren mussten oder ihre WhatsApps checken. Hinter ihnen fünf mit den Hufen scharrende Patienten. Darunter Patient X, wo Du genau weißt, dass er DIR jetzt die Vorwürfe für den Facebookjunkie macht.
Oder Patient Y, der im größten Chaos ins Labor stürmt und verlangt, dass Patientin Z (O-Ton) “aus dem Wartezimmer entfernt wird, weil er von ihren Reiseberichten Kopfschmerzen bekommt”.
Oder Oma A., die nicht einsieht, dass Fr. Dr. NICHT die Schildkröte der Enkelin behandeln kann, weil sie nun mal keine Veterinärmedizinerin ist und das eben NICHT das Gleiche ist. Ich kann da zig Stories erzählen. Die Dir manchmal keiner glaubt, wenn er nicht selbst dabei war.
Oder die Patienten, für die Du schon vorab drei Termine reserviert hast, weil Du weißt, sie brauchen länger wegen eines Antrags und sie kommen (zum Thema “besser vorbereitet”) ohne ihre benötigten Unterlagen. Können aber wegen ihres Gehleidens nicht nochmal kommen. Dann suchst Du alles aus der Handakte raus und gehst notfalls auch noch in den Keller ins Archiv.
Trotzdem darf ich nicht aggressiv werden und vor allem nicht dauerhaft - das ist für mich alles keine Entschuldigung.
Und ja, ich weiß, leider, dass es nicht wenige meiner Berufskolleginnen gibt, die ebenso solche Besen sind. An solche bin ich auch schon geraten. Die meisten wurden kleinlaut, wenn sie merkten, ich bin eine Kollegin. Manche dachten aber auch, ich lästere jetzt mit ihnen zusammen über Patienten…
Und nochmal ja - ich habe auch schon einen Postmenschen angeschnauzt. Ob berechtigt, vielleicht. Nötig, ganz sicher nicht. Aber wenn mich derjenige mit Namen anredet, mich also kennt und trotzdem ich ihm vorher schon dreimal erklärt habe, ich möchte KEIN Konto bei der Postbank und er mich diesmal nicht einmal zu Wort kommen lässt und schon wieder mit dem Flyer wackelt, ja, da ist mir die Sicherung durchgebrannt. Dennoch vollkommen unnötig, auch, wenn ich mich bei ihm entschuldigt habe.
Was das Päckchen mit Karton / Umschlag betrifft: Seit der Umstellung mit “keine Waren” darf es aber doch durchaus ein fester Umschlag / Luftpolsterumschlag für Päckchen sein?
Das ist ein Snip aus dem Portorechner der DPAG.