Am Mittwochmorgen bin ich mit dem festen Vorsatz von zuhause losgefahren, Bulli ein Stück meiner Kindheit zu zeigen: Den Volkspark Friedrichshain mit dem Märchenbrunnen. Ich bin am Rand des Parks in den Kindergarten gegangen (zumindest das letzte Jahr) und auf dem Weg nach Hause sind wir immer dort durchgelaufen. Im Winter konnte man dort auch gut rodeln.
Das Wetter war zwar nicht ganz so schön, ich mag es ja, wenn die Sonne scheint und der Himmel blau ist. Aber der war wolkenverhangen. Kühle Luft. Aber Ich habe ja gemeinhin Spass an solchen Spaziergängen – auch wenn ich Sonnenschein vorziehe
Am Oranienburger Tor wollte ich eigentlich in die Tram umsteigen und stehe an der Kreuzung Friedrichstraße und Oranienburger Straße und sage zu Bulli, dass ich da schon ganz oft ausgestiegen bin, weil ich ja lange in der Oranienburger Straße gearbeitet habe. Bulli wollte dann unbedingt meine alte Arbeitsstelle sehen und so wollte ich nur einen kleinen Umweg dort entlang machen. Am ehemaligen Tacheles vorbei, was jetzt eine Mischung aus Künstlerhaus und modernen Büros geworden ist, seit ich das letzte Mal da war, kamen wir zum kaiserlichen Postfuhramt an der Ecke Tucholskystraße.
Ende 2012 habe ich das Gebäude erstmals wahrgenommen als ich ein Angebot für den Abbruch einer Zwischendecke erstellt habe. Dass dann 8 / 9 Jahre daraus werden, in denen ich auch lange direkt vor Ort war, konnte ich da noch nicht ahnen. Das Gebäude war bei meiner ersten Begehung ziemlich heruntergekommen. Es hausten an einigen Stellen Ratten. Es gab Schimmel. Putz war lose und es gab überall Graffiti an den Wänden – aussen und innen. Viele Kriegsbeschädigungen waren zu DDR-Zeiten lieblos ausgebessert worden und dass es eine Schulungs- / Ausbildungsstätte der Post und Telekom war, sah man dem Gebäude an. Früher verkehrten hier die Postkutschen, tauschten hier die Pferde aus, die in mehrstöckigen Stallungen auf dem Hof untergebracht waren. Später gab es hier Ladestationen für elektrisch betriebene Postfahrzeuge in den 30er Jahren. Hier gab es auch eine Rohrpoststation. Hinter dem Haupteingang war eine große Schalterhalle. Turmhoch und sehr repräsentativ. Wunderschön. Und ich muss sagen, die viele Arbeit, die unsere fleißigen Bauarbeiter da reingesteckt haben, hat sich wirklich gelohnt. Das Gebäude ist innen wie außen wunderschön geworden. Es kann aber nicht öffentlich besucht werden.
Im Hintergrund leuchteten die goldenen Türme der Synagoge auf, die wollte Bulli auch unbedingt sehen und so ging es die paar Meter Umweg einfach geradeaus weiter. Ich hätte großflächige Absperrungen erwartet. Polizei mit wachsamen MG’s im Anschlag. Aber gefühlt war die Bewachung nicht stärker als in den letzten Jahren. Vor der Synagoge sind Blumen, Kränze, etc. niedergelegt worden. Richtig dicht konnten wir aber nicht ran – der Bereich ist ja ohnehin für Bullis gesperrt.
Dann sind wir am Monbijou-Park vorbeigekommen und haben auch einen Abstecher durch den Park gemacht. Ein kleiner Park mitten in der Stadt mit einigen hübschen Dingen, die es zu entdecken galt. Das hat Bulli voll ausgenutzt. Und weil keine Menschen unterwegs waren, konnte er sich voll auspowern.
Am Ende des Parks in Richtung Hackeschen Markt gibt es einen Wildblumen-Garten. Wunderschön! Der Bulli wollte am liebsten reinspringen, ich konnte ihn gerade noch aufhalten. Er hat mich dann überredet, weiter zum Hackeschen Markt zu laufen, weil ich ihm erzählt habe, dass ich vor dem Postfuhramt dort eine Dauerbaustelle hatte. Also haben wir uns noch das Hackesche Quartier angeschaut. Das ist ein Gebäude-Ensemble aus 4 komplett unterschiedlichen Gebäuden, die aber vom gleichen Bauherrn und Bauteam errichtet wurden. Das war eine ziemliche Herausforderung, die 4 verschiedenen Fassaden unterzubringen. Die Baustelle hat mich fast 10 Jahre meines Lebens gekostet, da ich auch nach Fertigstellung noch ewig in der Dokumentation festhing Heute wirkt das Quartier unbelebt. Die Geschäfte haben sich geändert, teilweise ist Leerstand zu beobachten. Das ist gruselig. Momentan fährt dort auch die S-Bahn nicht, sodass es wirklich unheimlich still dort war.
Da stand dann auch ein flammendes Mini-Auto. Das musste mit aufs Bild.
Wir haben dann festgestellt, dass der Umweg jetzt zu groß war, um noch den Märchenbrunnen zu besuchen. Das müssen wir ein anderes Mal machen. Also sind wir in Richtung meiner aktuellen Baustelle gelaufen und kamen an der Marienkirche vorbei zum Alexanderplatz bzw zum Fernsehturm und dem Neptunbrunnen
Dann ging es zum Roten Rathaus im morgendlichen Schatten -
und, was besonders toll war und ich weiß nicht, ob Euch das aufgefallen ist: Im Laufe des Wegs hat es komplett aufgeklart! Die Sonne kitzelte uns mit ihren Strahlen. Das war in der Tat so auch nicht aus der Wettervorhersage zu lesen – hielt auch nicht mehr lange am Tag an Aber es war soooooo schön.
weiter ging es am Stadthaus vorbei (das war das Rathaus von Berlin, bis es zu klein wurde - heute sitzt dort das Landesdenkmalamt und davor ist eine riesige Baustelle, die zwischendurch stillstand, da man hier Straßenanlagen aus der Gründungszeit der Stadt entdeckt hatte)
und dann zur Spree mit dem historischen Hafen –
Am Märkischen Museum sind wir dann in den Bus umgestiegen, um die letzten 3 Stationen bis zu meiner aktuellen Baustelle zu überbrücken (auweia, war ein Bus später als normal!).
Wir hatten gerade im Bus, dem wirklich großen Cousin von Bulli, ein paar Minuten gesessen als wir auch schon wieder aussteigen mussten. Der Bulli war so müde…. Da stand aber ein Stuhl neben der Einfahrt – da musste er sich gleich noch einmal niederlassen.
Ich habe ihn dann überredet, doch JETZT mit ins Büro zu kommen und habe uns dann einen Kaffee spendiert.
Er durfte dann gleich auch wieder in seine Garage und schläft sogar jetzt noch darin. Er wollte aber partout nicht mit zum Spieleabend…