Heute nehme ich Euch mit auf meinen ersten wirklichen Stadtspaziergang:
City West (Zoologischer Garten, Budapester Straße, Kurfürstendamm, Breitscheidplatz)
Wir waren am Nachmittag zu einem Escape-Room-Abenteuer im Europacenter verabredet und so habe ich direkt ausgenutzt, diese Gegend zu erkunden. Hier seht Ihr eine Skizze meiner geplanten Route für meinen Mann, damit er entscheiden kann, ob er mich trotz Rückenschmerzen begleiten mag:
Bahnhof Zoologischer Garten
Der Bahnhof ist gefühlt jedes Mal, wenn ich dort bin, im Umbau. Keine Ahnung, ob das so lange dauert oder die immer wieder von vorne anfangen… Ich bin dort sehr selten - daher irritiert mich das sehr…
Hier zwei meiner alten Bilder (die Grauere ist abgestempelt 1986, die Abendaufnahme ist ungestempelt und daher für mich zeitlich nicht einzuordnen. Der Druck erfolgt aber, anhand der PLZ feststellbar, vor 1993)
Schön war er jedenfalls noch nie. Viele alte Bilder habe ich auch nicht aber hier Bilder von Samstag von nah und fern - nur nicht aus der Höhe
Dann ging es auf der Budapester Straße weiter. Der Zoopalast wurde gerade für eine Premiere o.ä. herausgeputzt und war von Zelten und Technikaufbauten umgeben. Das Palastheater am Zoo, dass vorher dort stand, zeigte seit 1915 Kinoprogramm und war DAS Premierentheater für viele sehr berühmte Streifen, unter anderem Metropolis. Das Theater wurde im 2. Weltkrieg komplett zerstört und danach als Zoopalast neu errichtet. Der Zoopalast ist nahezu das einzige der vielen Kinos am Ku’damm, welches heute noch als Kino betrieben wird.
Hier Karten aus “alter / neuer” Zeit von 1958 und von 1967:
und dann Bilder aus der heutigen Zeit (war nicht ein traumhaftes Wetterchen???):
Man läuft dann vorbei am Bikinihaus (dort wurde früher Damenoberbekleidung hergestellt und das hoizontal mittig geteilte Haus sah anscheinend am ehesten einem Bikini ähnlich…). Allerdings habe ich davon weder alte noch neue Bilder
Als nächstes gelangt man dann zum wunderschönen Elefantentor des Zoologischen Gartens. Das Elefantentor wurde 1899 eröffnet, musste aber nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg komplett wieder rekonstruiert werden. Bilder des alten Tores habe ich leider nicht in meinem Kartenfundus, habe aber bei Wikipedia diese Bilder gefunden:
und dann 1986 (Postkarte aus meinem Fundus):
Vor Ort sind mir zwischendurch fast die Tränen gekommen. Ich bin schon selten in dieser Gegend - aber am Elefantentor war ich zuletzt als Kind und fand das soooo traumhaft, dass ich mich auf meiner Tour am meisten darauf gefreut hatte. Ein Großcousin von mir hat das Elefantentor im Schlafzimmer seiner Eltern nachgebildet und dann das:
Das hat mich in dem Moment echt fertig gemacht. Und ich habe nicht einmal daran gedacht, die Bildkomposition mit dem alten Bild zwischen Kamera und Motiv gehalten, auszuprobieren. Das hätte sich hier echt angeboten… Nun denn - es bleibt ein Ziel offen.
Weiter ging hinter dem Europacenter entlang zum Kurfürstendamm, weltweit als der Ku’damm bekannt.
Der Berliner Kurfürstendamm war ein Reitweg vom Berliner Stadtschloss zum Jagdschloss Grunewald. 1873 wollte Bismarck daraus einen Prachtboulevard mit 53 m Breite machen. Es fehlte allerdings das notwendige Kleingeld. So wurde dann Wald im Grunewald an Investoren verschachtert, die dort eine Villenkolonie errichten durften und um Gegenzug dafür den Kurfürstendamm als Prachtstraße ausgebaut haben. Hierfür gab es dann erste Bebauungspläne, die die Traufhöhen etc. festgelegt haben. Dort siedelten sich schnell Künstler und Händler an und der Boulevard war schnell ein beliebtes Ziel für einen Stadtbummel. Im 2. Weltkrieg wurde in der Gegend viel zerstört aber auch recht schnell nach dem Krieg wieder neu aufgebaut.
Lustig fand ich die Tatsache, dass es die Hausnummern 1-10 nicht mehr gibt. Der Ku’damm beginnt mit der 11 in Höhe Breitscheidplatz. Die Nummern 1-9 gehören heute zur Budapester Straße, für die man einen neuen Standort suchte, da man die alte Budapester Straße umbenennen wollte - aber die Ungarn nicht gegen sich aufbringen wollte. Die Nr. 10 ist der Vergrößerung des Platzes zum Opfer gefallen.
Hier ein paar Impressionen aus den 60ern bis 80ern:
Das Café Kranzler gibt es heute nicht mehr. Da das Gebäude aber unter Denkmalschutz steht, musste bei der Sanierung natürlich auch der Namenszug erhalten bleiben. Allerdings stehen heute keine Caféhaus-Tische und -Stühle mehr davor. Das ganze Flair ist abhanden gekommen. Dafür haben heute moderne Labels hier ihr Domizil.
Diese Kunstinstallation habe ich definitiv auf einigen meiner Karten aus den 80ern, da ich aber erst die Hälfte geschafft habe zu sortieren, war dies leider noch nicht dabei. Der Ku’damm verdient irgendwann nochmal einen weiteren Ausflug:
Erwähnen möchte ich auch, obwohl ich davon keine alten Bilder finden konnte, die Verkehrskanzel gegenüber dem Café Kanzler. Von hier aus wurde der immer dichter werdende Verkehr geregelt. Verkehrspolizisten beobachteten von dort aus den Verkehr und regelten die Ampeln entsprechend manuell:
Die alten Glasschaukästen, die für mich in den 90ern so typisch Ku’damm waren, sind heute durch moderne LED-Kästen ersetzt worden. Leider habe ich auch hiervon gerade nur ein altes Bild zur Hand (1984), wo man die Kästen auf der rechten Seite sehen kann:
So schauen diese Kästen heute aus, auch die Bebauung an dieser Stelle hat sich massiv verändert:
Am Breitscheidplatz, erst Gutenbergplatz und bis 1947 dann Auguste-Viktoria-Platz, steht eines der (traurigen) Wahrzeichen Berlins. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Bei alliierten Luftangriffen ist diese 1943 im 2. Weltkrieg zum Teil zerstört worden. Die Ruine, flankiert von sakralen Neubauten, wurde als Mahnmal erhalten.
Zwischen 1895 und 1945 sah die Kirche und die Umgebung so aus:
Nach der Zerstörung 1943 sah die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche dann so aus.
Von 1959 bis 1963 wurde die Kirche zum Teil weiter abgetragen, der Altbestand gesichert und die Neubauten errichtet.
Hier noch ein paar “alte” Bilder aus dem Innern des Altbaus und des Neubaus:
und dazu Vergleichsbilder von heute:
Dann ging es weiter zum Europacenter. Vor dem Europacenter steht der sogenannte “Wasserklops” oder die “Gammlerdusche” - oder aber der “Brunnen an der Gedächtniskirche”. Im Europacenter gibt es “Die Uhr der fließenden Zeit”. Allerdings habe ich ob des Interieurs im EuropaCenter eher das Gefühl, dass die Zeit dort in den 90ern stehen geblieben ist…
Heute sieht es dort so aus - ein wenig Art Deco-90er-Revival:
(und kaum hat es draußen mehr als 15 Grad kommen die Männer mit den Kurzen Hosen und Socken in Mokassins aus ihren Löchern…)
Insgesamt war es ein wirklich schöner Ausflug und ich freue mich definitiv auf weitere. Ich habe viel Neues erfahren, als ich mich mit den Gebäuden und Straßen beschäftigt habe. Ich hoffe, Euch hat meine kleine Stadtführung gefallen.