Mein Sohn (8) hat gesagt es wird hier bestimmt nichts passieren. “Gott lässt das nicht zu. Er möchte nicht das es Streit gibt und Menschen leiden”
Wenn das mal so einfach wäre und stimmen würde.
Der 13jahrige ist da sehr abgeklärt. Wenn, dann soll mit einem Knall alles vorbei sein.
Sein spezielles Interesse war jahrelang Tschernobyl. Er fragt sich warum es für die russische Armee so wichtig ist den alten Reaktor “einzunehmen”
In den letzten 6 Jahren hat das Schicksal bei uns so oft heftig zugeschlagen, das ich Corona einfach abgesessen habe und sogar Lockdowns als Ruhepause empfunden habe.
Für Krieg fehlt mir schlicht die Energie.
Ich wünschte ich wäre materiell krisenfähig, und das nicht erst seit heute. Ich kann ohne Strom und Gas nicht kochen, ich habe keine grossen Vorräte. Mobil bin ich auch nicht. Dafür sind meine Ansprüche eher gering und mache aus wenig das Beste.
Mein Sohn ist da ähnlich wie Deiner. Ich kann mich erinnern, dass ich in dem Alter genauso war. Als ich 13 war, war der 2. Golfkrieg aktuell. Die ersten Kampfhandlungen begannen nur wenige Tage nach meinem Geburtstag. Das Thema der Verwandtschaft an meinem Geburtstag war genau Jenes. Ich habe ähnlich argumentiert wie Dein Sohn. Zumal ich es damals, in meinem Denken am Anfang der Pubertät, unfair fand, dass an “meinem” Tag darüber diskutiert wird und nicht über schöne Dinge.
Auch hier kann ich mit Dir mitfühlen, seit Sommer 2015 ist es bei mir eine Berg- und Talfahrt. Ich habe die Lockdowns auch als Ruhepause “genossen” und ich glaube, ohne, hätte ich für das eine oder andere, was in dieser Phase passiert ist, keine Kraft gehabt.
Dito!
Aus diesem Grund habe ich für mich beschlossen, dort, wo es möglich ist, so weiterzumachen wie bisher auch. D. h., ich werde bei Postcrossing Karten nach / von Russland genauso wie bisher auch schreiben und registrieren, ohne aktiv auf das Thema einzugehen (ich werde es aber auch nicht ignorieren, wenn ich darauf angesprochen werden sollte). Ich kenne den Schreiber hinter der Karte nicht - d. h., ich muss davon ausgehen, womit ich mich wohlfühlen würde. Und mir hilft es immer sehr, nicht ständig damit konfrontiert zu werden, sondern auch etwas zu haben, was mich völlig davon ablenkt. Das ist auch das, was sich im Moment der Arbeitskollege meines Mannes wünscht: Er selbst ist Russe, seine Frau Ukrainerin. Deren Familien leben jeweils im Grenzgebiet und in beiden Familien gibt es mehrere Mischehen (RU/UA). Die Sorgen und Ängste sind unendlich und sie werden zwangsläufig nicht nur durch die Nachrichten sondern auch durch die immer spärlicher werdenden persönlichen Kontakte damit konfrontiert. Sie wünschen sich wenigstens ein paar Stunden am Tag andere Themen und nicht noch durch Kollegen und (deutsche) Nachbarn und Freunde darauf angesprochen zu werden, sondern Ablenkung, um wenigstens ein klein wenig Energie und Kraft zu sammeln.
Jeder geht damit anders um, es gibt hier (fast) kein Richtig und kein Falsch.
Das würde auch wenig Sinn machen. Die meisten würden wohl eher genervt reagieren, wenn man sie über die politische Situation in ihrem eigenen Lande zu belehren versucht…
Ich schreibe gern und oft über Politik. Ist halt ein Thema, das mich interessiert. Aber ich schreibe entweder über die Lage und Geschehnisse in meinem eigenen Lande (wenn auch manchmal im weiteren Sinne, sprich im Sinne von “EU” oder auch “der Westen” oder “unser Planet”), und was ich davon halte, oder allgemein zu Themen wie Umweltschutz, Migration oder Rassismus oder was auch immer…
Ich hoffe, das macht jede*r so. Alles andere wäre gegen die Regeln.
Ich warte erstmal mit Karten ziehen. Die DPAG und auch die ukrainische Post sind mir gerade zu vage was die Zustellung angeht. Ich möchte keine Adresse ziehen, wo unklar ist, ob es überhaupt theoretisch ausgeliefert werden könnte. Die Alternative wäre, eine Absenderadresse anzugeben. Aber das finde ich auf Postkarten immer echt blöd.
Nun habe ich eine Nacht darüber geschlafen und beschlossen: ich werde auch weiterhin schreiben. Im Grunde ist es doch das Einzige was WIR tun können. Die Welt und die Menschen auf diesem, im Grunde fast einfachsten aller Wege ein bisschen enger zusammenrücken zu lassen und ein bisschen mehr Persönlichkeit hinter der Anonymität einer Länderflagge entstehen zu lassen.
Sollte ich eine Adresse in der Ukraine ziehen, werde ich es so machen wir hier schon jemand geschrieben hat. Eine persönliche Nachricht hier mit der Ankündigung der Karte und guten Wünschen. Sollte die Karte nicht ankommen - ok. Dann ist es in der derzeitigen Situatioon eben so. Aber der Empfänger hat trotzdem eine liebe Nachricht bekommen und weiß, dass man an ihn/sie denkt.
Ich habe heute eine Karte aus Russland erhalten, aus dem Norden Russlands steht auf der Karte. Mir ist noch nicht eingefallen was ich in die Hurra message schreibe. Auf der Karte steht: Soon I will go to the shooting competitions. wish me luck :). Wenn die Karte letzt Woche gekommen wäre, dann hätte ich einfach an Sportschiessen gedacht. Aber jetzt ist das schon komisch.
Wenn dir die Vorderseite der Karte gefällt, kannst du dich doch einfach knapp und allgemein DAFÜR bedanken und den Text auf der Karte ignorieren. Zumal der sich natürlich in eine gewisse Richtung interpretieren ließe, aber es für diese Interpretation keine Sicherheit gibt.
Postcrossing selber geht nur nach den Meldungen der jeweiligen Postunternehmen Viele haben die Ukraine schon rausgenommen, aber die Deutsche Post noch nicht.
@frewen Ja , da hast du recht. Man kann das nicht mit Sicherheit so interpretieren. Es ist nur so ein Gefühl. Ich werde mich einfach nur kurz für die Karte bedanken.
In Deinem Post mit den Meldungen der deutschen und ukrainischen Postdienstleister steht ja erstmal, dass nur der Luftraum über der Ukraine gesperrt ist (sieht man auch wunderbar auf www.flightradar24.com).
Theoretisch müsste ja noch der Lieferverkehr (LKW oder Schiff) von der EU oder Moldau aus funktionieren. Vielleicht versucht es die Deutsche Post mit Postsendungen erstmal über diese Route?
Ja, das steht im deutschen Post + “falls es nicht geht, geht’s an den Absender zurück”. Der ukrainische sagt aber ja, nur manche Regionen gehen.
edit: allerdings ist es für mich auch nicht wirklich eine Einschränkung, ein paar Tage mit Offis auszusetzen. Ich bin im offiziellen Teil sowieso nicht gleichmäßig aktiv.
@Tera_Ecau das ist ja krass. die Seite kannte ich noch nicht. Konnte man da im ersten Lockdown auch sehen, dass praktisch kein Flugverkehr mehr war? (ich finde, heute ist auch relativ wenig los?!?)
An dieser Maßnahme ist an sich ja erstmal nichts verkehrt, da die Situation ja alles andere als rosig ist und sich doch recht schnell verändern kann. Es ist schon eine verzwickte Sache und unsere Sorge um eventuelle Postkarten in die Ukraine ist da dann doch ein verschwindend kleines Problem…
Poatkarten in die Ukraine sind für mich sehr selten geworden, die letzte war 2018 und ich glaub eine expired in die Krim war auch mal dabei. Zumal ich mit repeated countries schon eine geringe Wahrscheinlichkeit für seltene Länder habe.
Vor 3 Tagen dagegen habe ich noch Post aus Kiev bekommen. Da war die Welt noch in Ordnung und ich habe eine ganz normale Hurray geschrieben. Jetzt hoffe ich natürlich, das es dem Mädchen und seiner Familie soweit gut geht.
Da die meisten Straßen Richtung Westen mit Flüchtenden voll sind, würde selbst wenn man Post von West nach Ost transportieren könnte, der Transport von Ost nach West nicht funktionieren.
Und wer ist noch übrig vor Ort in den Postämtern um die Post entgegen zu nehmen bzw. auf den gefährlichen Straßen auszutragen. An Empfänger die vielleicht inzwischen geflohen sind.
Ich habe gerade ein paar Adressen gezogen: 2x DE, 2x US, 3x Ru.
In einem RU-Profil stand gleich als erster Satz, dass sie diesen Krieg nicht unterstützt
Da schreibe ich doch jetzt besonders gern eine Karte hin - oder vielleicht auch 2.
Was mich schockiert hat, war der Beitrag bei WDR aktuell gestern Abend. Hier Russlanddeutsche: Zwischen Kriegs-Schock und Putin-Treue - WDR aktuell - Sendungen A-Z - Video - Mediathek - WDR zum Anschauen. Es war vielleicht nicht repräsentativ und Medien filtern immer, das ist mir klar. Aber viele eurer Meinungen der letzten Tage sind tatsächlich traditionell westeuropäisch. Eine Karte über Postcrossing ersetzt nicht die persönliche Bekanntschaft mit Personen mit russischer Sozialisation. Ich bin mir nicht sicher, ob sie uns so verstehen wie viele hier sie zu verstehen glauben. Erst recht nicht nach diesem TV-Beitrag. Wer lieber der russischen Propaganda glaubt, aber sich des westeuropäischen Lebensstils erfreut, diese Person kann ich nicht verstehen, außer dass offensichtlich der größtmögliche Luxus das Ziel ist.
Viele haben die Ukraine schon rausgenommen, aber die Deutsche Post noch nicht.
