#10 paradonym
Ui, das Thema wird länger:
Nein, Vorsätze sind der falsche Weg. Weil: sie haben ein so spezifisches Ziel dass du irgendwann mitte des Jahres sagen kannst er sei erfüllt, weil X passiert ist. Dann verlierst du den Fokus darauf und alles versandet. Fitnessstudios die Ihren Jahresumsatz mit Ganzjahresverträgen machen dessen Vertragsnehmer ab April nicht mehr kommen etc.
der richtige Weg ist der “yearly theme” Weg von CGP Grey (auf Youtube). Das Jahr hat ein Motto, dieses Motto hat circa 10 “ideal outcomes” und das theme ist so ungenau definiert wie die Chinesen ihre Jahre einem Tier widmen.
Mein Jahr der Gesundheit (ja, tatsächlich - 2020 war Gesundheit) - war erfolgreich. Es war erfolgreich, weil gewisse Dinge in diesem Jahr zur Routine geworden sind, so “Normal” geworden sind dass sie gar nicht mehr besonders sein müssen - so, dass irgendwas fehlen würde, wenn es nicht mehr so wäre.
Damit ist ein Ziel bedeutend nachhaltiger erreicht als durch irgendwelche Vorsätze.
Ich denke ungefähr seit August über mein 2021er Motto nach, es wird wohl ein “Jahr der Beziehung” werden. Ich benötige Personen denen ich bedingungslos vertrauen kann in meinem Leben, wenn man so will kann man natürlich von “Liebe finden” sprechen, aber das passt nicht ins Motto. Ja, es ist Liebe aber schon “Liebe finden” ist zu spezifisch. Ich kann auch in einer funktionierenden Beziehung (hätte ich denn eine) das Jahr der Beziehung ausrufen - dabei ginge es dann aber nicht ums finden, sondern ums festigen.
Ihr seht schon. “Eine Freundin finden” wäre ein Vorsatz. Der ist so spezifisch terminiert erfüllt dass du nach dem Finden deiner Liebe schlicht nicht weitermachen kannst - dann verlierst du den Fokus und stumpfst in meiner Meinung nach ab.
Ganz wichtig dabei ist: “ideal outcomes” sind mehrere. Finde ich keine Beziehung, bin aber soweit Glücklich gewesen, ist das ein “ideal outcome” eines erfüllten “Jahrs der Beziehung”.
Ich rate euch: wenn ihr so etwas machen wollt: Macht dies handschriftlich auf Papier: “Motto 1: Beschreibung, 10 der erwünschten End-Effekte” und das mindestens mit 5 verschiedenen Mottos… und am Ende des Jahres setzt ihr euch hin und Reviewt das ganze. Entscheidet ob es erfolgreich war oder Reflektiert warum ihr dem Motto nicht treu wart - und denkt WICHTIG - ein ganz anderes Motto aus. Habt ihr ein Motto nicht erfolgreich verfolgen können, werdet ihr das auch im nächsten Jahr nicht können, ihr müsst also nach dessen Fehlerursache suchen und daran arbeiten.
Und jetzt in die Beispiele:
Es wird ziemlich normal werden dass ihr euch stundenlang mit Börse und co. auseinandersetzt, wenn ihr ein “Jahr der Finanzstablilität” ausruft - es ist völlig normal dass euch Unordnung in Rage bringt, wenn das “Jahr der Ordnung” erfolgreich war.
Ein “Jahr des Geschmacks” könnte für euch ein stetiges zulernen im Bereich des Kochens bedeuten etc.
Das ist das Problem an Vorsätzen, und deshalb ist ein “yearly theme” doch besser…
Dieser CGP Grey ist ja sowieso ein Denker und stetiger Optimierer (schaut euch einfach nur an wie viele Jahre der Recherche er in “Tumbleweed” gesteckt hat) - aber seine Methoden zu adaptieren kann auch anderen helfen.
Ich erlaube mir jetzt einmal den Vorsatz von @CaWe zum Motto zu machen. Entschuldigt bitte wenn dies zu weit ist. Der Vorsatz ist gut und ich das letzte was ich möchte ist hier irgendwem etwas vorschreiben:
“häufiger die Galerie zu besuchen” wäre mir zu spezifisch. Das ist erreicht, sofern du tatsächlich häufiger pro Woche in der Galerie stehst. Völlig egal was da drin dann passiert. “Das Jahr der Malerei” mag für Künstler vielleicht ziemlich bescheuert klingen, hat aber insofern einen Sinn dass es auf die stetige Verbesserung der eigenen Kunst abzielt.
“Das Jahr des Vertriebs” für einen selbstständigen Künstler (oder halt alles was Selbstständig ist) bedeutet den Fokus auf den Absatz, den Fokus auf die Rentabilität der eigenen Kunst (der eigenen Musik, der eigenen freien Presseerzeugnisse) etc.
Beides ist so unspezifisch, dass dein konstanter Weg für ein Jahr mit fließender Grenze gesetzt wird. Wer weiß? Vielleicht ist es 2022 völlig normal dass gelegentlich Museen anfragen ob man seine Kunst ihnen ausleihen kann?
Entschuldigt bitte das auseinandernehmen von CaWe’s Vorsatz, ich sehe es hier nur als ein praktikables, bereits genanntes Vorsatz->Motto Beispiel an - es bleibt natürlich jedem Frei ob nach Motto oder Vorsatz-Schema ein Jahr ausgerufen wird.
TL;DR -> das gleiche zum Anhören (aber dennoch ziemlich lang): https://youtu.be/2zugiZ73SyM
Falls Ihr in mein Review schnuppern wollt:
- eine Brille ist leider ziemlich unabdingbar für mich geworden.
- der Lockdown ist in so fern ziemlich hart, weil für mich die ganzen Hanteln keinen Ersatz zum eigentlichen Krafttraining bieten. Ich muss also an der Koordination arbeiten.
- die fünf Kilometer in 10 Minuten in die Stadt rein? Auf einem schweren Sharing-Rad? Kein Problem.
- ich habe sogar in einem Klinikum gearbeitet.
- durch den Sport habe ich kaum bis gar keine Kreislauf-tiefs mehr. Egal wie ungesund das ist was ich zu mir nehme…
Und 2021? Das Jahr der Beziehung wird für mich denke ich mal Paradox Wie es klingen mag damit anfangen “raus zu kommen.”. Irgendwas zu tun, unter die Leute zu kommen. Sichtbar zu sein und nicht so wie es leider für meinen job in der IT nicht selten ist, mich eher abzuschotten. Zu lernen wie man Gefühle für eine Frau eben jener akkurat ausdrückt.
Das ist alles der erste Schritt in eine Reise namens “Leben” dessen Ruder man zwar immer hat, aber genau das muss man auch mal anfassen.