[TALK] Quasseln (Part 1)

Hier schneit es heute schon den ganzen Tag. Bin vorhin zum Briefkasten gestapft. Da ist schon einiges runtergekommen und es geht noch weiter.

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Ich war ziemlich geschockt, dass meine Tochter aus ihrer Grundschulklasse das einzige MĂ€dchen ist, das auf‘s Gymnasium geht. Anno 2020 wohlgemerkt.

Sogar in Hamburg hat es vorhin dicke Flocken geschneit
ich bin ja begeistert, wann passiert das schon mal?

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Gut, hier in MĂŒnchen kommt das öfter vor, da war es diesen Winter eher noch wenig Schnee. Außerhalb der Stadt bei meinen Eltern hat es die letzten Wochen nochmal deutlich mehr geschneit.

Das ist aber echt merkwĂŒrdig. Ich habe eher das GefĂŒhl, dass zu viele Kinder aufs Gymnasium gehen und die Eltern mit ihrer Entscheidung die Kinder oft ĂŒberfordern.

Selbst habe ich nie erlebt, dass in meiner Generation die Schulwahl am Geschlecht hing. Bei uns in der Stadt gab es aber auch alle Schularten (ohne SchulgebĂŒhren). Es musste also nicht fĂŒr das Busticket gespart werden.

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Man kann ja auch mit anderen BildungsabschlĂŒssen was erreichen :wink:. Und zumindest in Deutschland gibt es ja mannigfache Möglichkeiten, das Abi und ein Studium nachzuholen oder nebenberuflich zu vollbringen.

Ich finde es super, dass hier so viele Meinungen zusammenkommen. Postcrossing bildet weiter, auch im Forum.

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Das war bei uns (vor drei Jahren) nicht anders. 23 Kinder, davon ein Kind fĂŒrs Gymnasium. Vier auf die Realschule und vier mit Probeunterricht fĂŒr die Realschule (inkl. meines Sohnes). Von den Vieren mit Probeunterricht hat es keiner geschafft.

Diese 4. Klasse war die schlechteste 4. Klasse, die es jemals auf dieser Grundschule gab.

Ursachen? Nun ja

Die 1. Klasse lief noch prima.
In der 2. Klasse war ab Januar die Klassenlehrerin weg, weil schwanger und krank. Die dauerhafte Vertretung wurde nach drei Wochen krank. Danach wurde die Klasse immer dann in den GrundfĂ€chern unterrichtet, wenn jemand der anderen LehrkrĂ€fte an der Schule verfĂŒgbar war.
In der 3. Klasse war eine Referendarin die Klassenlehrerin. Diese war aber anfangs nur dreimal, spĂ€ter dann sogar nur noch zweimal pro Woche an der Schule. Und kam mit der Klasse so gar nicht zurecht. War schnell nervös und ĂŒberfordert. Was die Kinder natĂŒrlich gemerkt haben.
Dann kam endlich die 4. Klasse und sie hatten eine wirklich tolle Lehrerin. Die durfte bis etwa Weihnachten dann erstmal das aufarbeiten, was in den 1 1/2 bis 2 Jahren zuvor versĂ€umt wurde, weil keine Lehrkraft dauerhaft zur VerfĂŒgung stand. Ab Januar war sie krank. Da sich daran eine geplante OP anschloss, konnte im Vorfeld schon fĂŒr eine feste Vertretung gesorgt werden. Diese Vertretung wurde nach drei oder vier Wochen krank. Diesmal stand aber nach etwa zwei Wochen eine neue Vertretung zur VerfĂŒgung. Dummerweise wurde nach fĂŒnf oder sechs Wochen die Vertretung der Vertretung krank. Bis die eigentliche Klassenlehrerin wieder zurĂŒckkam (nach drei oder vier Monaten) hatten wie dann das gleiche Spiel wie in der 2. Klasse.
Der Elternbeirat hatte sich ĂŒbrigens ab Beginn der 3. Klasse dafĂŒr eingesetzt, dass sich was tut. Sie wurden immer nur vertröstet mit “es kann niemand abgestellt werden” (ob das der Wahrheit entspricht, vermag ich nicht zu sagen) oder es kamen, zum Ende der 4. Klasse hin, gar keine Antworten mehr.

Ob das MĂ€dchen, das damals aufs Gymnasium wechselte, noch dort ist, weiß ich nicht. Aber die anderen, die auf die Realschule gingen, mussten sehr schnell an die Mittelschule wechseln.

Was ich im Nachhinein aber sehr interessant finde: Alle Kinder aus dieser Klasse, die auch auf die gleiche Schule wie mein Sohn gewechselt sind, haben sich um mindestens eine, teilweise aber sogar zwei, drei Notenstufen verbessert. Trotz des Corona-Chaos und dem am Anfang nicht wirklich funktionierenden Distanzunterrichts. Mein Kind hat wieder Spaß an der Schule (war ganz ganz schlimm in der 4. Klasse) und macht freiwillig mehr, als er mĂŒsste. Nun lernt er dafĂŒr, dass er in den M-Zweig kommt. In seiner jetzigen Schule wurde von Anfang an darauf geachtet, dass jedes Kind dort abgeholt und integriert wird, wo es steht. Da blieb niemand auf der Strecke.

Nun war das aber eine Ausnahmesituation mit der Grundschule meines Sohnes bzw. ja nur mit seiner Klasse. Insgesamt habe ich eher den Eindruck, dass noch immer zu viele Kinder aufs Gymnasium mĂŒssen, die damit ĂŒberfordert sind.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind da einige mit bei. Kinder, die teilweise solche Sachen zu hören bekommen wie “Alles, was darunter ist, ist sozialer Abstieg” (ja, diese Mutter hat mit solchen Aussagen auch noch geprahlt). Da kann ich nur mit dem Kopf schĂŒtteln.

Baut ja auch gar keinen Druck aufs Kind auf.

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Wir haben in der Klasse meiner Tochter ein MĂ€dchen, das da eigentlich nicht hingehört. Sie kassiert nur schlechte Noten und ist wahrscheinlich selbst sehr unglĂŒcklich mit der Situation. Dass sie aufs Gymnasium kam, lag nur am Ehrgeiz der Mutter (in Hamburg sprechen zwar die Grundschulen eine Empfehlung aus, aber am Ende entscheiden die Eltern). Es war auch auffĂ€llig, dass die Leistungen im Distanzunterricht auf einmal deutlich besser waren als sonst, aber wieder extrem schlecht wurden, als wieder PrĂ€senzunterricht stattfand. Wer da wohl die Aufgaben zu Hause bearbeitet hatte?
Nach der 6. Klasse wird jetzt aber noch einmal “gesiebt”, und Kinder mit zu schlechten Noten in den HauptfĂ€chern mĂŒssen dann die Schulform wechseln. Ich glaube, es wĂ€re besser gewesen, wenn das MĂ€del gleich dort in ihrem Tempo hĂ€tte lernen können, anstatt sich 2 Jahre sinnlos zu quĂ€len und nicht mitzukommen. Das ist ja auch fĂŒrs Selbstbewusstsein nicht förderlich.

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Ich bin damals aufs Gymnasium, weil alle meine Freunde hin sind. Habs bis in die 8. Klasse durchgehalten, danach bin ich auf die Realschule gewechselt und habe meine Ausbildung gemacht. Oft fĂŒhle icu mich aber dennoch unwohl damit, weil das Abi eben DER angestrebte Bildungsabschluss ist. Dabei gibts auch durchaus Leute mit Abi, die nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind :rofl:.

Meine Geschwister haben es andersrum gemacht, die sind auf die Realschule und haben danach Abitur gemacht. Und eine studiert sogar. War wohl der bessere Weg :stuck_out_tongue_winking_eye:.

FĂŒr den Sohn wĂŒnsche ich mir, dass er den Spaß am Lernen fĂŒr sich behĂ€lt. Dann komm der Rest von (fast) alleine.

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Puh, das ist natĂŒrlich heftig, was da in der Klasse deines Sohnes alles schief gelaufen ist. Aber er wird seinen Weg machen und wenn er jetzt Spaß hat und freiwillig lernt, sind das super Voraussetzungen!

Meine Kinder hatten in der Volksschule sehr viel GlĂŒck (speziell meine Ă€ltere Tochter) mit tollen Lehrerinnen, dafĂŒr bin ich heute noch dankbar!

Hier ist es grundsĂ€tzlich auch so, dass zu viele Kinder ins Gymnasium gehen. Allerdings ist das System hier ja anders als in Deutschland, als Alternative zum Gymnasium gibt es nur die neue Mittelschule, die ist am Land (im Allgemeinen) in Ordnung, in den StĂ€dten aber oft sehr problematisch (nicht nur lerntechnisch, sondern auch sozial). Bei meinen Kindern hat sich das Problem der Wahl der richtigen Schule zum GlĂŒck nie gestellt, sie schaffen das Gymnasium ohne Problem (ok, ein bisschen fleißiger könnten sie sein :slightly_smiling_face:).

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Etwas aus dem Geschichtsbuch des Lebens: Ich habe auch den Versuch unternommen, das Gymnasium zu stemmen. Ergebnis: Im ersten jahr Mathe 6, Englisch 6, Ehrenrunde gedreht und versetzt worden. NĂ€chste Klasse: Mathe 6 und Englisch ebenfalls 6. Thema Gymnasium war damit erledigt und zurĂŒck zur Hauptschule. Da dann den Hauptschulabschluss als Jahrgangsbester abgeschlossen. Damals gab es in Niedersachsen keine RĂŒckstufung auf die nĂ€chst niedrigere Schulform.

Das Ganze ist jetzt ca. 58 - 60 Jahre her. Irgendwie habe ich das GefĂŒhl, dass dann doch was aus mir geworden ist (Berufsausbildung und Beförderungen in FĂŒhrungspositionen).

Wenn ich heute den ganzen Schlamassel höre/lese/sehe, dann bin ich froh, dass schon so alt bin.

Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass heute auch zuviel “Theater” um Schule, SchĂŒlerrechte etc. gemacht wird. Wenn wir damals was in der Schule verbockt hatten und/oder schlechte Leistungen abgeliefert wurden, dann gab es eine Koalition Lehrer/Eltern gegen mich. Heute habe ich das GefĂŒhl, dass die Koalition aus SchĂŒler/Eltern gegen Kehrer besteht.

Ob das eine gute und erstrebenswerte Entwicklung ist, lasse ich mal offen.

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Das Problem ist, dass FĂ€higkeiten insgesamt höher bewertet werden als Charakter und GlĂŒcklichsein. Und unter den FĂ€higkeiten werden dann die intellektuellen FĂ€higkeiten höher bewertet als andere FĂ€higkeiten.

Ich finde es mĂŒsste wieder stĂ€rker der Fokus darauf gehen, dass die Gesellschaft ein ganz buntes Potpourrie an FĂ€higkeiten benötigt und intellektuelle FĂ€higkeiten anderen FĂ€higkeiten völlig gleichwertig gegenĂŒberstehen.
Und dann sollte bei Kindern stĂ€rker der Fokus darauf liegen, was sie fĂŒr ein glĂŒckliches Leben benötigen. Ein universitĂ€rer Lebenslauf kann da ein Baustein sein, bei den meisten Menschen aber eher nicht. Und da sehe ich nicht, dass das weniger wert wĂ€re.

Leider gibt es einen starken Konsens in der Gesellschaft, dass Gymnasium mehr wert sei als Realschule bzw. Hauptschule. Als Gymnasiallehrerin kĂ€mpfe ich immerzu dagegen an. Viele Kinder mĂŒssen leiden unter dem Anspruch, dass vor allem intelektuelle FĂ€higkeiten wertvoll seien.

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Viele Dingen liefen aber auch unrund und teilweise schon ziemlich unfair. Ich bin zwar “erst” 43, aber auch zu meiner Schulzeit lief da einiges ab, was sich z. B. ein Arbeitnehmer mit Recht niemals hĂ€tte gefallen lassen.

Aber ich gebe Dir völlig Recht, dass viele Eltern die Fehler grundsÀtzlich bei den Lehrern bzw. der Schule und niemals bei ihren Kindern oder gar sich selbst suchen. Das bekomme ich schon auch mit. Mit solchen Eltern möchte ich aber auch möglichst nichts zu tun haben.

Ich kann mich an eine Situation erinnern, das war im letzten Distanzunterricht im FrĂŒhjahr. Die betreffende Mutter hat die E-Mail versehentlich als Rundmail gesendet. Da drin hat sie sich aufgeregt, weil ihr armes Kind ĂŒberhaupt nicht wusste, was es die ganze Woche (die erste Woche im Distanzunterricht) machen sollte und es sei eine absolute UnverschĂ€mtheit, dass die SchĂŒler so alleine gelassen werden und ĂŒberhaupt scheinen die Lehrer wohl nicht in der Lage zu sein sich vorab (!) ein Konzept fĂŒr “homing education” (sic!) einfallen zu lassen. So ging das einen halben Roman lang weiter

Nun
der Wochenplan fĂŒr die erste Woche im Distanzunterricht wurde am letzten PrĂ€senz-Schultag, also am Freitag vorher, den Kindern auf einem DIN A4 Blatt mitgeteilt. Leider hat dieser SchĂŒler das Blatt aber vergessen oder verschlampt, jedenfalls hatte er es nicht mehr (er selbst hat nĂ€mlich u. a. meinen Sohn am Donnerstagnachmittag deswegen angeschrieben und darum gebeten, ihm die fertigen (!) Aufgaben zu senden
hat nur keiner gemacht). Und
die Mutter meldete sich erst am Donnerstag darauf. Also wenige Stunden, bevor die Aufgaben hĂ€tten abgeliefert werden mĂŒssen und es per Mail einen neuen Plan gegeben hĂ€tte.

Das sind so Momente wo ich nicht weiß, ob ich lachen, weinen oder mich aufregen soll
aber Hauptsache, die Lehrer sind Schuld!

Selbst bin ich ganz froh, dass ich trotz Empfehlung fĂŒrs Gymnasium auf die Realschule bin. Ich war einfach faul. In der Realschule war ich beim Abschluss Klassenbeste und alle haben sich gefragt, warum ich nicht aufs berufliche Gymnasium wechsle (haben sehr viele gemacht). Ich habe lieber eine Ausbildung gemacht, weil ich Schule doof fand. Das war auch echt gut. So habe ich herausgefunden, welche berufliche Richtung fĂŒr mich passt und andererseits aber gemerkt, dass ich mich doch noch weiterqualifizieren möchte. Also das Abi nachgemacht und dann dual studiert (so konnte ich Geld verdienen, wollte nicht komplett abhĂ€ngig sein von meinen Eltern).

Meine Eltern haben ĂŒbrigens alle diese Entscheidungen unterstĂŒtzt.

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Finde es sehr schwer, besonders in der PubertĂ€t, es nur an Noten festzumachen. Wenn ich da nur an mich denke
 (ich war auf dem Gym, immer ziemliches mieses Zeugnis in der Mittelstufe). Nicht weil ich es nicht gekonnt hĂ€tte
 sondern ich war einfach so richtig faul! Es hat mich alles mehr interessiert als Schule? Hausaufgaben? Mir doch egal
 Vokabeln? Zu aufwendig etc. Meine Zeit war mir dafĂŒr zu kostbar. Konnte im Unterricht aber gut folgen (wenn ich denn mal Lust hatte
). Gute Noten hatte ich dann in der Q-Phase, wo es ums Abi ging. In einigen FĂ€chern war das ziemlich krass
 ich bin von einer 4 / 4- in Klasse 10 auf eine 2+ in Klasse 11, die dann schnell zu einer glatten 1 wurde. Und so war es in vielen FĂ€chern. Weil ich da wusste, dass ich dieses Abschlusszeugnis wirklich brauche. Davor nur das nötigste getan, um den Anschluss gerade noch zu halten.

Ach so, meine Mutter hat sich nicht aktiv in meine Schulsachen eingemischt, also nur wenn ich das wollte. Und ich wollte damals gerne aufs Gym um mir alle Optionen offen zu halten (und hatte auch die Empfehlung dafĂŒr).

In der Klasse meiner Tochter hatten damals auch nur 4 Kinder eine Gym-Empfehlung. Die anderen können zwar theoretisch auch aufs Gym gehen, aber die Anmeldungen werden nachrangig behandelt. Haupt- und Realschule gibt es bei uns nicht mehr, nur noch Gesamtschulen an denen man auch Abi machen kann.

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Oh ja, das war bei mir auch ganz schlimm. Zu Hause lief es nicht rund und dazu noch die PubertĂ€t, in der Mittelstufe und dann EPH/10. Klasse (= erstes Jahr Oberstufe bei G8) war ich sehr, sehr schlecht. Es wurde so schlimm, dass ich das Gymnasium in der Q1, also dem Jahr darauf, dann abgebrochen habe. Ich kam dann aufs Berufskolleg, gymnasialer Zweig mit kaufmĂ€nnischer Ausrichtung. (Habe also neben dem Abi noch eine Ausbildung zur KaufmĂ€nnischen Assistentin zeitgleich gemacht) Durch den Zeitverlust war ich dann aus der PubertĂ€t langsam raus und plötzlich war es ganz einfach mit dem Lernen. Auf einmal stand ich in allen FĂ€chern (außer Sport) auf 2 oder 1. :woman_shrugging:t2: Inzwischen bin ich total froh, dass ich mein Abi nicht auf dem Gymnasium beendet habe, da hĂ€tte ich keine Blumentöpfe mit dem Abschluss gewonnen. Mit meinem Abi vom Berufskolleg konnte ich mir aussuchen, was und wo ich studiere. :slight_smile:

Genau das habe ich auch gemacht. Weil ich mir nach der 10. noch unsicher war, ob ich studieren möchte oder nicht. Wollte mir also weiterhin alle Optionen offen halten.

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Ich kann dich gut verstehen, ca 10.000 Karten warten noch darauf eingescannt zu werden und zu Ordnern sortiert. :slight_smile:

Ich auch :slight_smile: