Das habe ich nur in der Zeit vor meiner Mitarbeit in der Museumsdruckerei gemacht, jetzt drucke ich dort. Wenn ich Linolschnitte für Postkarten gemacht habe, habe ich die immer im Handabrieb gedruckt - das gab bei mir nie ein wirklich gutes Druckergebnis. (Handabrieb geht gut mit normaldickem Papier, was ein wenig weich ist - aber nicht so gut mit Postkartenkarton.)
Also hatte ich die Idee, mit der Stanzmaschine, die vom Prinzip her ja ähnlich wie eine Druckpresse funktioniert (Rollen die Druck ausüben und ein Wagen mit dem Druckstock und Papier der durchgeschoben wird).
Das erforderte einiges an Ausprobieren, bis ich das Sandwich so eingestellt hatte, dass der Druck groß genug war, aber nicht so groß, dass das Papier auf dem Druckstock verschoben wird, bzw der Druckstock kippt und es am Anfang des Druckes so eine komische Linie gibt, die dadurch verursacht wird. Diverse Schichten dickeres und dünneres Papier sind da noch zwischen den Acrylglasscheiben und der Schneidematte gelandet. Und wenn auf anderem Papier gedruckt wurde (dicker/dünner), ging das Einstellen nochmal los. Das ist aber normal, das muss man auf richtigen Druckpressen auch oft machen, um wirklich zu guten Ergebnissen zu gelangen.
Ich weiß es nicht mehr so ganz genau, wie ich welche Karte gedruckt habe.
Die erste Karte, die ich selber in der Druckerei gedruckt habe (noch am alten Standort) war diese hier:
(Linolschnitt kombiniert mit gesetzten Buchstaben). Das ist gedruckt mit (ölhaltiger) Buchdruckfarbe auf einem Boston-Tiegel, der im “Stempelprinzip” arbeitet, d.h. die ganze Platte auf einmal druckt. Der Farbauftrag ist dünn, aber trotzdem gleichmäßig, die Ränder sind klar konturiert.
Wahrscheinlich war das hier ein Handabrieb mit Aqualinoldruckfarbe:
Problem dabei ist, dass man halt auch in die Lücken ordentlich reinreibt. Die Ränder sind nicht ganz so klar konturiert, die Farbe sieht “vermatschter” aus.
Ich denke, dass ich diese hier mit der Stanze gedruckt habe:
Auch mit Aqua-Linoldruckfarbe, die Ränder sind aber deutlich konturierter als beim Handabrieb.
Sicherlich kriegt man mit viel Übung auch einen Handabrieb für Postkarten gut hin. Wenn man die in Serie produzieren möchte (wobei “Serie” für mich vom Aufwand her da bei mehr als 3 Stück definiert sein würde), lohnt sich der Aufwand mit dem Einstellen auf der Stanzmaschine meiner Meinung nach auf jeden Fall.
Du musst halt aufpassen, dass die Rollen keine Farbe abbekkommen, also immer irgendwo ausreichend großes Papier als Schutz dazwischen legen in das Sandwich. (Klar, die Acrylglasplatten bieten den Schutz auch - aber die will man ja nicht ständig säubern und trocknen.)
Ich durfte das beim Stempel-Medina in Bielefeld auf der BigShot einer mutigen Teilnehmerin ausprobieren - es gab zu dem Zeitpunkt gerade die Stanzmaschine beim Action, und als der Versuch geglückt war, habe ich mir die sofort besorgt.
Hinsichtlich des Druckstocks: Ich habe in der Stanze mit Linolplatten und mit Esdee Softcut gearbeitet, das ging beides gut. Das Material ist jeweils ca. 3mm dick. Dickeres Material (z.B. Stempelgummi) stelle ich mir da eher schwierig vor. Man müsste die ganze Sandwichschicht mit Stempelgummi ausschließen (so heißt das beim Drucken, wenn man die Druckform mit Metallstegen auffüllt, damit nichts verrutscht), sonst kippt alles und verrutscht, wenn die Walzen beginnen, Druck auszuüben. Das kann natürlich auch bei Linoleum hilfreich sein, um das Verrutschen zu verhindern: Ganz vorne und ganz hinten in das Sandwich in die Lage, in der der Druckstock liegt, einen Streifen Linoleum in der Breite des Sandwiches einlegen.
Insgesamt ist natürlich Buchdruckfarbe besser geeignet für Postkarten als Aquallinoldruckfarbe, aber auf meinem Arbeitszimmerschreibtisch würde ich nie und nimmer mit Buchdruckfarbe arbeiten. Das ist so eine Sauerei, das hinterher alles wieder sauber zu machen. Dafür braucht’s meiner Meinung nach tatsächlich Atelier oder Werkstatt (oder eben eine ganze (Museums-)druckerei, wenn man die gerade zur Hand hat).
So, und weil ich hier ewig geschrieben habe, so viel Zeit war gar nicht angedacht, verlinke ich diesen Beitrag gleich noch oben im Wiki.
Ist die Erklärung soweit verständlich?